Landshuter Zeitung vom 27.10.2010

  • Kannibalen halten auch in kritischen Zeiten fest zusammen


    Kräfte bündeln - und mit geballter Kompetenz endlich 'raus aus der Krise


    Truntschka, Steiger, Beibl und ein Mentaltrainer unterstützen Coach Abstreiter


    Die Zeit des "Drumherumredens" ist beim Eishockey-Zweitligisten Landshut Cannibals endgültig vorbei. "Wir sind natürlich sehr unzufrieden mit der Punkteausbeute nach einem Viertel der Saison", spricht Bernd Truntschka Klartext, stellt sich jedoch weiterhin demonstrativ vor Trainer Tobi Abstreiter: "Ich nehme die Schuld auf mich und stelle mich der Verantwortung." Überdies gesteht der Manager Fehler in der Zusammensetzung der Mannschaft ein und revidiert die eigene Vorgabe: "Das Ziel müssen jetzt die Pre-Playoffs sein. Über etwas anderes dürfen wir momentan nicht nachdenken."


    Und schon sind Truntschka und Abstreiter mitten drin in der schonungslosen Analyse der Situation beim Tabellenvorletzten. Die große Misere der Kannibalen macht das Duo dabei an vier zentralen Fakten fest und präsentiert sogleich die entsprechenden Lösungsansätze dazu.
    Fakt 1: Gäbe es eine Rangliste nach dem zweiten Drittel wären die Niederbayern aktuell Tabellenzweiter. Im letzten Abschnitt weisen sie dagegen die verheerende Bilanz von 5:19 Toren auf. "Es ist erschreckend, dass man so einbricht. Das ist in erster Linie ein Kopfproblem und deswegen werden wir jetzt einen externen Mentaltrainer zu Rate ziehen", gibt Truntschka zu Protokoll.
    Jener Mentaltrainer soll sich dann auch intensiv mit Keeper Sebastian Vogl beschäftigen - denn Fakt 2 lautet: Sebastian Vogl hält auswärts starke 92 Prozent aller Schüsse, die auf sein Tor kommen. In den Heimspielen sind es bloß 83 Prozent. "Das ist ein Unterschied von fast zehn Prozent und kann nur daran liegen, dass er sich vor eigenem Publikum zu viel Druck macht. Auch da werden wir jetzt auf professionelle Hilfe vertrauen, erklärt der Manager.
    Fakt 3: In der Strafzeiten-Wertung rangieren die Landshuter an vorletzter Stelle. Eine Statistik, die sicher auch aus dem aktuellen Negativlauf (sieben Niederlagen in Folge) resultiert, denn schließlich nehmen in so einer Situation die Frust-und Revanchefouls zu.
    Und Fakt 4: Ausschlaggebend waren in den letzten Begegnungen immer wieder haarsträubende individuelle Schnitzer. Um diese beiden Problemfelder zu lösen, verordnen Truntschka und Abstreiter der Truppe jetzt Zusatzschichten. "Strafzeiten resultieren auch häufig aus schlechtem Zweikampfverhalten, und die individuellen Fehler hängen mit technischen Problemen zusammen. Das müssen wir im Training lösen", erklären Abstreiter und Truntschka unisono und wollen dabei auch intensiver auf die einzelnen Spieler eingehen.


    Um hier das Optimale herauszuholen, werden im Training neben Abstreiter auch Truntschka selbst und Nachwuchscoach Ewald Steiger mit aufs Eis gehen. Und um die Fitness kümmert sich Franz Beibl. Zudem wird darüber nachgedacht, auch Gerd Truntschka in die Gestaltung der Übungseinheiten einzubinden. "Die Stärke in Landshut war immer, dass wir in Krisenzeiten zusammengehalten haben. Das werden wir nun auch wieder tun", gibt sich der LES­Manager weiterhin optimistisch.


    Sollte sich in den kommenden vier Partien (in Kaufbeuren und Bremerhaven, daheim gegen Hannover und Rosenheim) keine Trendwende einstellen, dann sind in der Deutschland-Cup-Pause auch personelle Konsequenzen nicht ausgeschlossen. "Es kann durchaus sein, dass wir uns dann von dem einen oder anderen Spieler trennen", sagt Tobi Abstreiter. In der Hinterhand haben die Kannibalen den Tschechen Frantisek Mrazek, der Anfang November seine Arbeitserlaubnis bekommt und dann für vier Spiele unter Wettkampfbedingungen getestet werden soll. Am Gutenbergweg wird also jeder Stein einzeln umgedreht ­ schließlich darf man in so einer Situation nix unversucht lassen. -mm­-


    Aus der Landshuter Zeitung vom 27.10.2010