Abstruse PK vor dem Zweitligaspiel Bietigheim - Landshut:
Schweigen um eine olle Kamelle
Andi Geipel kommt bekanntlich zurück, aber das sollen noch nicht alle wissen
Immer Dienstag, 11 Uhr, ist Pressekonferenz. Da warten dann die Landshuter Eishockeyberichterstatter von Funk, Fernsehen, Anzeigenblatt und Lokalzeitung auf Neuigkeiten aus dem Lager der Landshut Cannibals. Wer, wann, wo, was, warum bei den Kannibalen in der 2. Bundesliga gemacht hat. Wen's wo zwickt und warum wer wann am Tor vorbeigeschossen hat.
Früher war es noch etwas spannender: Da durfte dann und wann neben dem Manager Bernd Truntschka und Cheftrainer Tobi Abstreiter auch mal ein Spieler auf dem roten Sofa Platz nehmen und aus dem "Allerheiligsten", der Kabine, eine Anekdote zum Besten geben. Das gab dann manchmal recht lustige Geschichten. Interessanterweise war bis auf den altgedienten Günter Oswald und Kapitän Kamil Toupal in dieser Saison noch kein Spieler zweimal da. Und darum gleichen sich die Veranstaltungen im VIP-Raum des städtischen Eisstadions. Auch die Antworten der Protagonisten. Mittlerweile fällt ihnen das sogar selbst auf, zumindest Coach Tobi Abstreiter, der seinen Antworten seit neuestem ein "wie ich ja vergangene Woche auch schon gesagt habe" vorausschickt.
Da geht es dann um jedes Spiel, das wichtig ist und dass man von Spiel zu Spiel schauen muss und so. Und Manager Bernd Truntschka, der eigentlich fast immer erst nach dem Trainer zu Wort kommen darf, sagt dann das Gleiche, nur ein bisserl anders. Jetzt könnte man boshafterweise den Fragestellern eine gewisse Einfältigkeit unterstellen, oder Resignation. Manchmal wird auch geplaudert. Zum Beispiel darüber, dass DNL-Grenzgänger Stephan Kronthaler kommende Saison vielleicht auch nach Amerika geht. "Weil er da eventuell ein Stipendium an einer Universität bekommt", wie Bernd Truntschka erzählt, "wir würden ihn natürlich schon ganz gerne behalten. Vielleicht kann er ja auch hier studieren und Eishockey spielen. Das wäre eine tolle Sache."
Es gibt aber auch Fragen, auf die erntet man Schweigen. Da ist es dann mucksmäuschenstill. Tiefes Einatmen, Ausatmen. Man sieht dann dem Manager förmlich an, wie die Synapsen in seinem Hirn Saltos schlagen. Er ist Diener vieler Herren. Sagt er jetzt etwas, bricht er mit der einen Seite, sagt er nichts, mit den Fragestellern. Vielleicht ist es einfach auch verdammt schwierig in einer Eishockeystadt wie Landshut, in der doch irgendwie jeder einen kennt, der einen kennt, der auch was weiß. Und dann macht dieses Wissen seine Runde. Dank Internet und Eishockeyforen wird aus dem Wissen auch schnell mal ein Halbwissen, oder gar am Ende ein rechter Schmarrn, und alles nur weil einer sich beim Chatten vertippt hat.
Aber es ist Pressekonferenz, es wird gefragt, weil man ja was gehört hat. Und jetzt soll eine Antwort her. Zitat aus der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Eishockey News", Seite 46: "Dass Vertragsverhandlungen mit Spielern zum jetzigen Zeitpunkt völlig normal sind, ist natürlich auch in Schwaben bekannt. Eher die öffentliche Art und Weise, wie man in Landshut mit der Personalie Geipel umgeht, ist den Schwaben mehr als befremdlich. Immerhin ist Andreas Geipel, trotz schwankender Leistungen in dieser Saison, einer der Eckpfeiler der Steelers-Defensive." Kurze Erklärung: Statt "Brot für die Welt" gab's in Landshut die Aktion "Becher für Geipel". Wer nach dem Spiel seinen Trinkbecher aufs Eis geworfen hat, spendete das Pfand für die Geipel-nach-Hause-Hol-Aktion. Der gebürtige Landshuter soll kommende Saison statt beim nächsten Kannibalen-Gegner Bietigheim wieder in Landshut als Verteidiger spielen.
Grundsätzlich ist man sich ja auch längst einig. Nur das mit dem Gehalt musste noch geregelt werden. Wer, wann, warum, wieviel bezahlt. Jetzt ist das natürlich relativ unangenehm für alle Seiten, wenn diese Fakten vor der Begegnung des aktuellen Geipel-Teams mit dem Wohl-Bald-Geipel-Team bekannt werden. Darum schweigen jetzt einfach alle. Fortsetzung folgt. Dienstag, 11 Uhr, ist ja wieder Pressekonferenz. -as-
Aus der Landshuter Zeitung vom 23.02.2011