LZ vom 29.04.2017: Die "Oldies" übernehmen das Ruder

  • Die "Oldies" übernehmen das Ruder

    Hans Eller und Hans Rampf wollen den EV Landshut in deutlich ruhigeres Fahrwasser führen


    Von Bernhard Beez

    Hinter dem EV Landshut liegen turbulente Zeiten. Dass dabei sogar die ganze Existenz des niederbayerischen Traditionsvereins auf der Kippe stand, wurde den Mitgliedern bei der Versammlung am Donnerstagabend im Restaurant des Eisstadions drastisch vor Augen geführt. Nun soll der EVL mit einem neuen Führungsteam in deutlich ruhigeres Fahrwasser geführt werden. Mit dem Immobilienbesitzer Hans Eller, der den EVL bereits zu DEL-Zeiten in den 90er Jahren geführt hatte, und dem früheren Oberbürgermeister Hans Rampf wurde ein Duo an die Spitze gewählt, dem dies auf jeden Fall zuzutrauen ist.


    Horst Lippert als dritter Vorsitzender und Kassier Maximilian Kaiser komplettieren den neuen Vorstand des EV Landshut. Die Zustimmung für das Quartett fiel mit 84:0 Stimmen - bei einer Enthaltung - mehr als deutlich aus.

    In seinem Rechenschaftsbericht hatte Kaiser zuvor mit eindringlichen Worte beschrieben, wie eng es in den Monaten Dezember und Januar tatsächlich war: "Die negativen Schlagzeilen sind an niemandem spurlos vorbeigegangen. Dank privater Gönner haben wir die Lage in den Griff bekommen. Ohne deren Hilfe hätten wir den Sportbetrieb komplett einstellen müssen." Kaiser war auch der einzige aus der ehemaligen Vorstandsriege, dem die Mitglieder die Entlastung erteilten. Seinen früheren Kollegen Helmut Barnerssoi und Robert Altinger blieb dies auf Antrag von Michael Imhoff versagt. "Es gibt aus der letzten Amtszeit gewisse Unstimmigkeiten, Dinge, die wir nicht nachvollziehen können", hatte Imhoff zur Begründung gesagt. Sollten diese Dinge aufgeklärt werden, könne man in einer weiteren Mitgliederversammlung in absehbarer Zeit eine Entlastung vornehmen.


    Beirat wird Vorstand beraten und unterstützen


    Neu eingeführt wird ein fünfköpfiger Beirat, der den Vorstand bei seinen Aufgaben beraten und unterstützen wird. Die dafür notwendige Satzungsänderung wurde von der Versammlung bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen angenommen, die dafür erforderliche Dreiviertelmehrheit somit deutlich erreicht. Vier Mitglieder des Beirats werden aus dem Kreis der Gesellschafter bestimmt, dies sind der Verleger Michael Imhoff, der Insolvenzverwalter Alexander Saponjic, Otto Witt, Controller der Firma Wadle Bau, und der Notar Dr. Bernhard Schaub. Der EV Landshut darf nur ein Mitglied in den Beirat entsenden, dazu wurde bei sechs Enthaltungen der sportliche Leiter Rupert Meister bestimmt.

    Schaub hatte zuvor das Missverhältnis bei der Entsendung der Beiräte vehement verteidigt: "In erster Linie müssen wir den Verein konsolidieren und die Dinge verhindern, die in der Vergangenheit fast zum Ruin der GmbH und wohl auch des Vereins geführt hätten. Wir benötigen, um den Verein zu stabilisieren, umfangreiche Informations- und Kontrollrechte." Imhoff sicherte zu, dass man sich nach einer Konsolidierung über die Zusammensetzung des Beirats noch einmal unterhalten werde. Vielen Mitgliedern war anzusehen, dass sie mit diesen Erklärungen nur halb zufriedengestellt waren. Aber gemäß dem Motto" Vogel, friss oder stirb" gab es zur Satzungsänderung keine denkbare Alternative.

    Um eine Wiederholung der desaströsen Vorgänge rund um den EVL in den vergangenen Jahren auszuschließen, wurden weitere Details in der neuen Satzung verankert. So kann der Verein künftig nur mit mindestens zwei Personen nach außen vertreten werden, früher war ein einzelnes Vorstandsmitglied dazu berechtigt. "Damit führen wir das typische Vier-Augen-Prinzip ein", sagte Schaub. Dass sich der Vorstand bislang nur in einem Turnus von drei Jahren einer Mitgliederversammlung stellen musste, bezeichnete der Notar als "völlig inakzeptabel". Künftig werde es, wie in praktisch allen Vereinen, eine jährliche Versammlung geben.


    Talentschmiede genießt weiter sehr guten Ruf


    Angesichts dieser, fast schon dramatisch zu nennenden Abläufe ging fast unter, dass die sportlichen Berichte sehr positiv ausfielen. So wies Rupert Meister darauf hin, dass der EV Landshut in Deutschland weiterhin einen sehr guten Ruf als Talentschmiede genießt. Sechs Spieler, die den Nachwuchsbetrieb am Gutenbergweg durchlaufen haben, bilden derzeit das Gerüst der Nationalmannschaft. Zwei von ihnen - Tobias Rieder und Tom Kühnhackl ­ haben bekanntermaßen sogar den Sprung in die nordamerikanische Profiliga NHL geschafft. Und 13 Spieler spielen aktuell in ihren jeweiligen Altersklassen ebenfalls im deutschen Nationalteam. Insgesamt jagen derzeit rund 300 Kinder und Jugendliche beim EVL dem Puck nach.

    Michaela Fauser-Steer konnte stolz vermelden, dass die Eiskunstlaufabteilung mit ihren 135 Mitgliedern bereits mehrmals als bester Verein Bayerns ausgezeichnet wurde. Wermutstropfen sei, dass es für die acht bestehenden Leistungsgruppen beim EVL schlicht zu wenige Eiszeiten gebe. An die neue Vorstandschaft richtete sie deshalb den dringenden Appell nach einer "Optimierung der Trainingszeiten".

    Zum Schluss des offiziellen Teils stellte Urgestein Alois Schloder die rund 900 Seiten starke EVL-Chronik vor, die demnächst in Druck gehen wird. Unter großem Beifall versprach Schloder, dass der komplette Erlös dem EVL-Nachwuchs zugute kommen werde. Für. Maximilian Kaiser war auch dies ein Zeichen, dass es nun wieder aufwärts gehen wird. "Wobei es ja auch nicht mehr viel weiter abwärts gehen konnte", sagte er. Nun besteht aber wohl die berechtigte Hoffnung, dass die schwierigen Zeiten beim EVL tatsächlich der Vergangenheit angehören werden.


    Aus der Landshuter Zeitung vom 29.04.2017